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After Last Season
Während einer Mordserie auf dem Campus arbeiten
die beiden Medizinstudenten Sarah Austin und
Matthew Andrews als Praktikanten für die
Prorolis Corporation. Matthew hat Zugriff auf
eine revolutionäre Technologie erhalten, die die
Übertragung von Gedanken erlaubt. Bei einem
Experiment offenbart ihm Sarah, dass sie
Visionen von Morden hat, bevor sich diese
ereignen. Matthew schlägt vor, mittels der
Technologie eine ihrer Vision zu teilen.
Vielleicht können sie gemeinsam einen weiteren
Mord verhindern. Spät in der Nacht beginnen sie
ihr Experiment.
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Filmhintergrund:
Im März 2009 tauchte ein Trailer für
einen Film namens After Last Season im
Internet auf. Er enthielt eine Reihe
bizarrer Elemente wie ein Voiceover mit
starkem Akzent, aus Pappkarton gebaute
Kulissen, antiquierte Computereffekte und
Schauspieler, die ihre Zeilen seltsam
monoton sprachen. Der Trailer wirkte wie
eine Parodie. Als sich der Film später als
real herausstellte, war das eine
Überraschung. Er lief für kurze Zeit in
wenigen Kinos in den USA und verschwand
dann wieder aus dem Programm. Einem
Artikel bei Ain't
It Cool News zufolge verbrannten die
Kinos angeblich auf Anweisung des
Verleihers ihre 35mm-Kopien, weil dies
günstiger war, als sie zurückzusenden.
Über den Regisseur des Films ist fast
nichts bekannt: "Mark Region" ist
vermutlich ein Pseudonym. Er hat keine
Internetpräsenz. Sein Name taucht nur im
Zusammenhang mit After Last Season auf. In
einem Telefoninterview mit Filmmaker
Magazine behauptete er, die
Produktion habe 5 Millionen US-Dollar
gekostet. Das ist nicht glaubwürdig. Die
meisten Szenen des Films sind in einer
unbeheizten Baustelle gedreht, mit
sichtlich frierenden Schauspielern und im
Hintergrund Schutt, der nur notdürftig mit
digital eingefügten weißen Wänden verdeckt
ist. Im Abspann sind die Mitarbeiter
mehrerer Firmen für Spezialeffekte
aufgeführt, aber die Namen scheinen
erfunden zu sein. Wieder lag der Verdacht
einer Parodie, und doch schien "Mark
Region" eine positive Wahrnehmung seiner
Regiearbeit wichtig zu sein: Nach den
ersten, angesichts der miserablen Qualität
des vollendeten Werkes entweder wütend
oder belustigt formulierten Rezensionen
überschwemmte er IMDb mit einer Flut
gefälschter Bewertungen. Zeitweise hatte
After Last Season um 6.000 Bewertungen,
davon 89 Prozent mit perfekten 10/10
Punkten. Diese Bewertungen wurden später
von den Betreibern der Seite wieder
gelöscht, da es offensichtlich war, dass
es sich bei den betreffenden Konten um
kürzlich neu erstellte handelte, die nur
einen einzigen Film bewertet hatten: After
Last Season. Danach wurde es still um
"Mark Region". Anders als bei Kultfilmen
wie Manos:
The Hands of Fate, Samurai
Cop oder The
Room ist bis heute wenig über die
Entstehungsgeschichte von After Last
Season bekannt.
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Kommentar von Jan:
After Last Season ist von einer
überwältigenden Inkompetenz. Es dürfte der
handwerklich schlechteste Kinofilm der jüngeren
Geschichte sein. Seiner Handlung ist nur schwer zu
folgen. Charaktere tauchen auf und verschwinden
wieder, teilweise ohne erkennbaren Zusammenhang mit
der Handlung. Quälend lange Dialoge mit
sekundenlangen Pausen zwischen Sätzen. Szenen sind
in Rohbauten von Gebäuden ohne verputzte Wände und
voller Gerümpel gedreht. In Dialogszenen wechseln
die handelnden Personen zwischen Schnitten auf
verwirrende Weise ihre Position. Dann schneidet der
Regisseur plötzlich auf eine Standaufnahme von
Möbeln oder einem an die Wand geklebten, weißen
Papierzettel. Darauf steht, dieses Studentenwohnheim
habe nun neue Mülleimer. Kein Zusammenhang mit der
Handlung. Es ist verwirrend.
Eine 30 Minuten lange Sequenz in der Mitte des
Filmes besteht aus zwei Menschen, die an einem Tisch
sitzen und von geometrischen Formen träumen. 30
Minuten lang. Diese Träume sind dargestellt als
primitive 3D-Animationen von Kreisen, Zylindern,
Fahrzeugen, Vögeln, Fischen und anderen Objekten,
die aussehen wie die ersten Versuche in einer
Software aus den frühen 1990er-Jahren.
Die Schauspielleistungen sind entweder seltsam
unnatürlich oder verlieren sich in minutenlangen,
anscheinend improvisierten Anekdoten, die nicht mit
der Handlung in Verbindung stehen oder die
Charaktere interessant machen. Eine Frau erzählt,
dass sie kürzlich mit Freunden einen Salat gegessen
habe und eine Bekannte dabei eine allergische
Reaktion auf Garnelen hatte. Kein Zusammenhang mit
der Handlung.
Versprecher werden nicht korrigiert, sie bleiben im
Film. Die Musik besteht aus vereinzelten,
amelodischen Tönen aus Klavier-, Streich- oder
Blasinstrumenten. In die Tonmischung haben sich
nicht identifizierbare Geräusche eingeschlichen,
manchmal sind die Dialoge nur schwer zu verstehen.
Es gibt kein ADR und unbeholfene
Geräuschreduktionsfilter aus der Postproduktion
führen stattdessen dazu, dass die Tonspur klingt,
als liefe im Hintergrund unaufhörlich eine
Toilettenspülung. Oder es herrscht einfach
sekundenlang absolute Stille auf der Tonspur.
Die Beleuchtung lässt die Schauspieler tiefe
Schatten an die Wände werfen. Die Farbtemperatur
wechselt sprunghaft zwischen den Szenen, manchmal
sogar zwischen Einstellungen. Einmal klappt mitten
in der Szene eine Laufzeitangabe aus dem
Schnittprogramm auf und verschwindet dann wieder.
Diese Beispiele klingen wahrscheinlich nach
unterhaltsamem Camp. Ich rate aber davon ab, After
Last Season für die nächste fröhliche
Bad-Movie-Party einzuplanen. Der Film ist
schrecklich langweilig und dürfte den Gästen den
Lebenswillen aussaugen. Es erfordert ein großes
Durchhaltevermögen, die gesamte Laufzeit
durchzustehen. Wer dazu aber bereit ist, erlebt
eines der faszinierendsten, misslungenen Werke der
Filmgeschichte. |
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