 |
|
 |
 |
 |
 |
 |
 |
Miami Connection
Es ist das Jahr 1987. Eine Gang von Ninjas auf
Motorrädern reißt die Kontrolle über den
Drogenhandel in Florida an sich. Sie ermordet
rivalisierende Gangs und stiehlt deren Kokain,
um es selbst zu verkaufen. Die Mitglieder der
Taekwondo-Rock-Band "Dragon Sound" haben bald
genug: Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt
sind, am Strand junge Frauen in Bikinis
anzubaggern, mit freiem Oberkörper in ihrer
gemeinsamen Wohnung abzuhängen oder in einem
Nachtklub ihren Hitsong "Against the Ninja" zu
spielen, dann räumen sie schlagkräftig mit den
dreckigsten Verbrechern des Landes auf.
|
Filmhintergrund:
In den 1980er-Jahren betrieb der von
Korea in die USA ausgewanderte Y.K. Kim
erfolgreich eine Taekwondo-Schule in
Orlando, Floria. Ein Auftritt von Y.K. in
einer Talkshow brachte ihn mit dem
Regisseur Woo-Sang Park in Kontakt. Die
beiden entwickelten die Idee, gemeinsam
einen Actionfilm zu drehen, der Taekwondo
bekannter machen sollte. Y.K. Kim übernahm
die Hauptrolle und finanzierte die
Produktion mit eigenen Ersparnissen und
einer Hypothek auf seine Schule. Für die
Nebenrollen sprangen zahlreiche Schüler
und Freunde von Y.K. Kim ein. Die Stadt
Orlando unterstützte Y.K. Kim mit
Drehgenehmigungen und erlaubte sogar zwei
Polizisten einen Auftritt. Die Bedingungen
für einen erfolgreichen Film standen gut,
abgesehen von dem kleinen Problem, dass
niemand in Stab und Besetzung ausreichende
Erfahrungen in der Filmproduktion hatte.
Miami Connection hatte kein vollständiges
Drehbuch. Woo-Sang Park war als
Regisseur unerfahren und sprach nur wenig
Englisch. Y.K. Kim sprach ebenfalls nur
gebrochenes Englisch und gab in späteren
Interviews an, nur sehr selten Filme
gesehen zu haben. Die Produktion schleppte
sich über Monate dahin, so lange, bis
Regisseur Woo-Sang Park und einige
Nebendarsteller wegen anderer
Verpflichtungen nicht mehr verfügbar
waren. Vorführungen von Schnittfassungen
bei potenziellen Vertriebsfirmen erhielten
negative Reaktionen. Der Film sei Schrott.
Niemand wolle ihn sehen. Trotzdem gab der
mittlerweile durch die Produktion mit
einer Million US-Dollar verschuldete Y.K.
Kim nicht auf. Er drehte mit der
verbliebenen Crew neue Szenen und ließ den
Film mehrfach umschneiden. Nebendarsteller
Joseph Diamand schrieb nun auch ein
Drehbuch, das mehr Dialoge und ein neues
Ende beinhaltete. 1988 wurde Miami
Connection dann von einer kleinen
Vetriebsfirma für 100.000 US-Dollar
gekauft. Der Film erhielt vernichtende
Kritiken und verschwand bereits nach
wenigen Wochen aus den Kinos. Er geriet
danach in Vergessenheit. Erst 2009 stieß
ein Mitarbeiter des Alamo Drafthouse
Cinema durch eine Privatauktion bei eBay
auf eine der letzten Kopien. Dort
avancierte er nach mehreren Vorführungen
zum Kultfilm. Die Betreiber des Kinos
waren so begeistert, dass sie den Film
über ihren eigenen Vertrieb neu
veröffentlichen wollten. Verhandlungen mit
Y.K. Kim kamen jedoch zunächst nicht
zustande, weil dieser an einen Scherz
glaubte und bei jedem Anruf abrupt die
Verbindung beendete. Erst nach mehreren
Versuchen gelang es Drafthouse Films, ihn
zu überzeugen, dass das Angebot ernst
gemeint war. Miami Connection wurde 2012
schließlich als Blu-ray, DVD, VHS und
Download und fand so endlich doch sein
Publikum, 25 Jahre nach seiner
Fertigstellung.
|
|
 |
|
Kommentar von Jan:
Miami Connection ist oberflächlich
betrachtet ein misslungenes Werk: schlechte
Kameraarbeit, schlechte Schauspieler, schlechte
Dialoge, eine wirre Handlung und einige Längen. Es
ist einer dieser Filme, bei denen die
Verantwortlichen im Schnittraum große Ratlosigkeit
gespürt haben müssen: "Uhh... Wie füge ich das jetzt
zusammen?" Typisch für zusammengeschusterte Filme
dieser Art enthält er mehrmals Exposition durch
Voiceover in Szenen ohne Dialog und harte Übergänge
zwischen Szenen mit gegensätzlichen Emotionen. Der
Schnitt von einem um seinen verschwundenen Vater
weinenden Bandmitglied auf ein fröhliches Treiben am
Strand ist einer der wahnwitzigsten Brüche dieser
Art, den ich je gesehen habe. Trotz allem mag ich
Miami Connection. Das liegt daran, dass seine Macher
zwar kaum filmisches Talent, aber umso mehr
Enthusiasmus einbringen. Man merkt, dass sie Freunde
waren. Ich konnte nicht anders, als diese Charaktere
zu mögen. Dazu kommen kitschige, aber mitreißende
Lieder: Neben "Friends" und "Against the Ninja"
gefallen mir "Escape from Miami" und "Tae Kwon Do
Family" ganz hervorragend. Und wer will nicht einen
Film sehen, in dem eine Synth-Rock-Band mit
schwarzen Gürteln in Taekwondo gegen eine Gang von
motorradfahrenden Ninjas aus dem organisierten
Drogenhandel kämpft? Ein schlechter Film, der mich
bei jedem Ansehen mit einem guten Gefühl
zurücklässt.
|
|
 |
Miami Connection
Veröffentlichungsjahr: 1987
Land: USA
Genre: Action
Laufzeit: 83 Minuten
Format: Widescreen (1.78:1)
Regie: Woo-Sang Park, Y.K. Kim
Drehbuch: Joseph Diamand
Darsteller: Y.K. Kim, Vincent Hirsch, Joseph
Diamand, Maurice Smith, Angelo Janotti, Kathy Collier,
William Ergle, Si Y Jo
Kamera: Maximo Munzi
|
 |
|
 |
|