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I'm Your Man
Leslie besucht eine Party in New York, wo sie
sich verdeckt mit einem Agenten des FBI treffen
will. Sie hat Beweise für Verstrickungen ihres
Chefs Richard in ein System illegaler
Geldwäsche. Unter den Partygästen sucht sie den
Agenten, der sich mit "I'm Your Man" zu erkennen
geben wird. Richard hat derweil von der Übergabe
erfahren und mischt sich unter die Gäste mit der
Absicht, Leslie die Beweise abzunehmen. Auf der
Flucht vor Richard stößt Leslie auf den
Junggesellen Jack, der sich sofort in sie
verliebt. Die Zuschauer müssen in dem
interaktiven Film entscheiden, wie sich die
Handlung von diesem Punkt an weiter entwickelt.
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Filmhintergrund:
In den frühen 1990er-Jahren schlossen
sich die Köpfe der jungen Produktionsfirma
InterFilm mit der Ambition zusammen, um
mit der Etablierung eines neuen Formats
interaktiver Spielfilme eine
Kinorevolution einzuläuten. Zuschauer
sollten während der gesamten Laufzeit mit
an ihren Sesseln angebrachten Schaltern
die Entscheidungen von Protagonisten in
den Filmen beeinflussen und damit eine
interaktive Geschichte erleben können.
Nachdem InterFilm das Konzept getestet und
bereits Millionen US-Dollar für mehrere
Kurzfilme ausgegeben hatte, scheiterten
Versuche, die Produktionen in mehr als
einige wenige Kinos in den USA zu bringen.
Dies hatte mehrere Gründe: Die beiden
wichtigsten sind die hohen Kosten für die
Umrüstung von Kinosälen für die Technik
von InterFilm sowie das Verfahren des
Mehrheitsentscheids über den weiteren
Verlauf der Handlung durch das Publikum,
das immer dafür sorgte, dass ein Teil
der Zuschauer die Abstimmung verlor und
unzufrieden einen anderen Film sah, als es
eigentlich wollte. InterFilm ist heute nur
noch eine Fußnote in der Geschichte des
Kinos im Allgemeinen und interaktiver
narrativer Konzepte im Besonderen. I'm
Your Man wurde erst zehn Jahre später auf
DVD veröffentlicht. Der gesamte Film wurde
in sechs Tagen und ohne Proben in den
Büroräumen von InterFilm aufgenommen. Laut
Regisseur Bob Bejan lautete sein Motto zu
dieser Zeit: "Shoot first, try to figure
it out later." Die unerfahrene Crew verlor
nach kurzer Zeit die Nerven und begann,
sich gegenseitig anzuschreien.
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Kommentar von Jan:
Die Produktionfirma InterFilm plante
eine Kinorevolution. Meiner Ansicht nach ist das
Konzept durchaus interessant, leider scheitert es
mit den Schauwerten und dem Drehbuch einer
Amateurproduktion. Optisch wirkt der Film wie die
Folge einer Daily Soap und auch die musikalische
Untermalung fällt negativ auf. Die Bezahlung für den
Komponisten Joe Jackson bestand aus einem Computer.
Es war seine erste Arbeit als Komponist und seine
erste Arbeit mit dem Gerät. Man hört es. Darüber
hinaus sind Szenenübergänge im Film nicht nur
holprig, sondern praktisch nicht vorhanden.
Regisseur Bob Bejan gibt im Audiokommentar offen zu,
damals nicht viel von Kontinuität verstanden zu
haben, misst solchen Details aber nicht viel
Bedeutung zu: "Continuity is a difficult thing.
Check out the cheap champagner under her arm...
because we screw it up several times later...
doesn't matter. It's there... it's not there...
doesn't matter." Die Schauspieler passen sich an
diesen Rahmen an: Kevin M. Seal spielt Jack als
schleimigen, ständig grinsenden Unsympathen. Colleen
Quinn als Leslie agiert unbeholfen und niemals
überzeugend. Lediglich Richard Hewitt als Richard
zieht sich als fieser Bösewicht achtbar aus der
Affäre. Meine Sympathien lagen klar bei ihm. Doch
als ich versuchte, ihm dabei zu helfen, Jack und
Leslie das Gehirn rauszupusten, zeigte die
interaktiven Konstruktion von InterFilm ihr
hässliches Gesicht: Es funktioniert nicht. Die Wahl
einer Handlungsoption für eine Figur bedeutet nicht,
dass sie dann auch tut, was das Publikum möchte.
Schlimmer noch, die Perspektive bleibt nicht einmal
bei dem Charakter, den wir gewählt haben, und in
manchen Fällen verweigern Charaktere vorgegebene
Wahlmöglichkeiten. Der Ausgang der Geschichte ist
mit leichten Variationen vorgegeben und -
frustrierend für mich - die Festnahme von Richard
durch Agenten des FBI unvermeidbar. Es sind folglich
allesamt Entscheidungen, die die Handlung nicht oder
nur unwesentlich beinflussen. Die vier Autoren des
Drehbuchs waren zudem nicht in der Lage, eine
narrative Struktur zu schreiben, der man auch noch
folgen kann, wenn ständig die Perspektive von einem
zum anderen Charakter springt. Diese Wahl der
Perspektive funktioniert nur ganz selten so, dass
wir noch verstehen, was überhaupt passiert. Es ist
unmöglich, beim Anschauen keine für das Verstehen
wichtigen Szenen zu verpassen. Diese Konzepte wurden
in Videospielen und ergodischer Literatur bereits
mit unterschiedlichem Erfolg verwirklicht, nach
mehrmaliger Sichtung von I'm Your Man bezweifle ich
jedoch stark, dass dieses Konzept auch in Kinofilmen
funktioniert. |
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I'm Your Man
Veröffentlichungsjahr: 1992
Land: USA
Genre: Interactive / Comedy
Laufzeit: n. v.
Format: Fullscreen (1.33:1)
Regie: Bob Bejan
Drehbuch: Bob Bejan, Jeffrey Gurian, Michael
Schwartz, Ben Garant
Darsteller: Richard Hewitt, Colleen Quinn, Kevin
M. Seal
Kamera: Karl Schurman

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